Am Morgen unseres Dritten Tages wurden wir vom Handy geweckt. Eine unverschämte Person wagte es, um 9 Uhr 17 anzurufen um einem der begleitenden Menschen zum Geburtstag zu gratulieren. Eine völlig überflüssige Angelegenheit, Geburten von Menschen werden allgemein überschätzt! Ich verlangte Satisfaktion und verschuf mir diese, indem ich die Geschenke beschlagnahmte. Strafe muss sein. Auf dem Bild sieht man übrigens ganz deutlich, dass der Geburtstagsmensch ein T-Shirt mit einer Elfe darauf bekommen hat – oder wie heißt noch das Tier mit dem Rüssel? – weil sie sich immer so elfengleich bewegt. Egal, das Shirt ist mir eh‘ zu groß.

Konfiskation der Geburtstagsgeschenke
Wir haben dann noch einen kurzen Besuch bei der Parti Socialiste eingeschoben und sind in dem Bestreben, die Partei für die Anliegen der Stofftier-Emanzipation zu gewinnen, wieder ein klitzekleines Stück vorangekommen. Der Mensch im Bild ist natürlich reine Staffage.

Bei der Parti Socialiste
Am 20. /21. September war in Paris „Jours Patrimonie“, so eine Art Tag der offenen Tür. Das heißt auch Menschen konnten ausnahmsweise umsonst die Rolltreppen des Centre Georges Pompidou hinaus zur Panorama-Plattform nehmen. Für Stofftiere ist das ja ganzjährig möglich, allerdings ist ein begleitender Mensch praktisch, um einen auf dem Handlauf der Rolltreppe festzuhalten. Normalerweise bezahlt so ein Gehilfe 11 Euro Eintritt. Wenn ihn die Moderne Kunst im Museum nicht interessiert, sondern nur die tolle Rolltreppe außen an der Fassade, in einer transparenten Röhre, dann ist das für den Mensch natürlich ein wenig happig.

Auf der Rolltreppe am Centre Georges Pompidou
Im Jardin du Luxemburg machten wir unsere übliche Mittagspause unter freiem Himmel. Das Wetter blieb sommerlich und strahlend sonnig. Unsere Helfershelfer konnten mit einem echten Laguiole-Sommelliermesser die Weinflaschen öffnen, daraufhin sahen uns die Franzosen nach, dass wir den Wein aus der Flasche tranken.

Jardin du Luxembourg
Weil der eine der begleitenden Menschen ja Geburtstag hatte, habe ich noch dezent auf dieses Sanitärgeschäft hingewiesen. In dem Alter muss man sich ja langsam mal für Bettpfannen und Gehhilfen interessieren…

Das Sanitärgeschäft als Geburtstags-Menetekel
Keine Paris-Reise ohne nicht wenigstens ein Foto von diesen wunderbaren Metro-Eingängen! Wir haben die Menschen dann natürlich daran vorbeigescheucht. Wozu teures Geld für Tickets ausgeben, wenn man laufen (lassen) kann? Unseren Trägern tat es auch mal ganz gut, sich ein wenig zu bewegen. Sie sind ja weiß Gott nicht schlanker geworden in den letzten Jahren. Dass Menschen immer so zulegen müssen! Sie könnten in der Disziplin „Figur erhalten“ eine Menge von uns Stofftieren lernen.

Eingang zur Metro auf der Ile de la Cité
Wir haben dann aber doch einer Bootsfahrt auf der Seine zugestimmt, eine Stunde rund um die Inseln, bis zum Eiffel-Turm und zurück. Das war’s dann aber auch mit dem Sitzen. Auf, auf, weiter geht’s zur Notre Dame. Innen war gerade Messe, das stört aber die agnostischen Besucher nicht, die sich am Rand vorbeischlängeln und den etwas penetranten Weihrauch zu ignorieren versuchen. So eine Messe gewinnt übrigens ungemein an Attraktivität, wenn man kein Wort davon versteht, und sich ganz ungestört von hanebüchenen Prinzipien und Behauptungen nur dem säuselnden Klang der Predikt und dem Gesang hingeben kann.

Notre Dame
Wir ließen den Abend in einem kleinen schnuckligen Restaurant unweit des Pantheon ausklingen, das auf Spezialitäten aus der Auvergne spezialisiert ist. Traumhaft die pochierten Eier in einer Sauce von reifem Cantal, eine herrliche Magenmine die Truffade (eine Art Kartoffelgratin mit sehr viel Käse), wunderbar die Schnäpse, die hinterher dringend nötig waren.
Am nächsten Tag führte uns der Weg zum Friedhof Père Lachaise, wo Biggi unbedingt beim Grab von Jim Morrison vorbeischauen musste. Wir besuchten kurz Edith Piaf und Oscar Wilde, suchten eine Ewigkeit nach dem Urnengrab von Maria Callas, der wir von der Weinhändlerin Vera aus Berlin-Charlottenburg einen Gruß auszurichten hatten. Dann legte ich nach jüdischer Sitte einen Stein auf das Grab von Gertrude Stein. Wäre sie nur ein Stofftier gewesen! Wie viel weiter könnte unsere Bewegung heute sein?

Am Grab von Gertrude Stein
Das Hôtel de Ville ist mit dem nervigen Bürgerstolz der Menschen ein wenig aufdringlich. Zum Feiertag war es auch noch mit einem Plakat geschmückt, das für Menschenrechte warb. Das ist für Stofftiere eine Zumutung! Aber gesehen haben sollte man es schon.

Hôtel de Ville - ein Bauwerk der Menschenverherrlichung
An unserem letzten Tag mussten die Menschen sich um die Fahrt zum Flughafen kümmern. Die Linie RER B nach Charles de Gaulle wurde bestreikt. Also konnten nur in großer Eile letzte Teile des Pflichtprogramms absolviert werden wie z.B. der Louvre.

Musée du Louvre
Mein persönliches Fazit: Paris ist wirklich die Stadt der Liebe. Stofftiere können das bestätigen. Und erst wenn Stofftiere es ebenso wie andere Kreaturen mit Leben erfüllen dürfen, dann ist dieser Anspruch auch wirklich eingelöst. Stofftiere aller Länder, vereinigt Euch!

Paris, die Stadt der Liebe
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